Samstag, 21. November 2015

CYP-Exkursion




Am vergangenen Mittwoch sind wir im Rahmen unseres BP-Moduls nach Zürich gereist. Es stand eine Exkursion ans CYP auf dem Programm. Hinter den drei Buchstaben steht ein Verein aus verschiedenen grossen und kleinen Banken - zu denen u.a. die UBS und die CS zählen, der sich um die überbetrieblichen Kurse für die Mitgliedsbanken kümmert. Interessanterweise ist das Konstrukt als Verein aufgebaut. Dieser übernimmt die üK und zentralisiert diese an verschiedenen Standorten in der Schweiz, damit nicht jede Bank für sich solche Kurse organisieren muss, obgleich es noch Banken gibt, die dies dennoch tun. Es wurde denn auch erklärt, dass nicht alle Banken der Schweizerischen Bankiervereinigung auch beim CYP mitwirken. Der Tag am CYP war ziemlich aufschlussreich. Es gab mehrere Bereiche, die sich mir aufgetan haben:

1. Schnuppen im Alltag

Als erster Pluspunkt ist sicherlich anzuführen, dass es uns so möglich war, einmal hautnah zu erleben, wie ein üK abläuft. Ansonsten hört man nur immer von diesen Kursen und dass darin die Theorie mit der Praxis verbunden werde - für uns im Unterricht stets als "Handlungsorientierung" beschworen. Hier hatten wir die Gelegenheit zu beobachten, was das heisst, als die Lernenden eine fiktive Familie Vögeli von ihren Finanzdienstleistungen überzeugen mussten. Besonders interessant fand ich den Austausch der Lernenden mit ihren Lehrern. Auf 48 Auszubildende kamen drei Coaches. Auf den ersten Blick relativ wenig, allerdings sind auch in anderen Schulen nicht weniger als 16 Schüler pro Lehrer Usus. Den Umgang fand ich speziell. Zum einen wurde vieles interaktiv gestaltet, da am CYP seit kurzem voll und ganz auf Tablet-basierten Unterricht gesetzt wird. Zum anderen haben die Coaches aber dennoch grossen Wert darauf gelegt, dass das Interpersonelle nicht zu kurz kommt. Ob dieser Spagat geklappt hat, bin ich mir nicht ganz so sicher. Dafür wäre wohl ein grösserer Beobachtungszeitraum nötig gewesen.

2. Digitalisierung

Ein Aspekt, der damit rein spielt, ist die totale Ausrichtung auf die Digitalisierung ihrer Dienstleistungen in der Bank. Natürlich sehe auch ich die Vorteile, wenn der Berater ad-hoc die aktuellen Zinsen, Kurse und Daten abrufen oder mir komplexe Zahlengebilde visualisieren kann. Dass man jedoch gänzlich auf Papiere und Prospekte verzichtet, erschliesst sich mir nicht. Wie oft bin ich selbst bei einem Beratungsgespräch gewesen und war froh, dass mir der Profi am Ende eine Broschüre aushändigen konnte? Die Infos danach mühsam im Internet zusammensuchen zu müssen ist keine Alternative - ebenso wenig, sie als Mail zugeschickt zu bekommen und sie selber auszudrucken. Das ist für mich kein guter Service. Diese Ansicht ist vielleicht etwas stark vom Konsumenten geprägt, aber hey, warum nicht Beobachter, angehender Lehrer und kritischer Konsument sein? Sollte später schliesslich auch in etwa so funktionieren.

3. Money, money, money

Wenn etwas ersichtlich wurde, dann dass sich die Banken von der Finanzkrise bestens erholt haben. Geld scheint in diesem Verein nicht zu knapp zu sein. Bestens ausgerüstete Räume an bester Cluster-Lage in Zürich. Zudem die Ausrüstung der Lernenden mit eigenen Tablets und eine Schulentwicklung hin zur viralen Benutzung dieser Tablets, die von einer Langzeitstudie der Uni Zürich begleitet wird. Da diese Studie ergeben hat, dass die Schüler besser mit dem Gerät agieren, wenn es ihnen gehört, schenkt man es ihnen doch gleich. Inkl. Zubehör versteht sich. Ich fand das etwas merkwürdig und doch typisch Finanzbranche. Ich fragte und frage mich einfach, wie das in einer anderen Branche aussehen wird. Ich hoffe, in einer weiteren Exkursion noch die entsprechenden Beobachtungen machen zu können. Einer der Coachs hat uns denn auch gefragt, ob das Lehren mit Tablets bei uns auch gebräuchlich sei. Wir haben nur dezent darauf hingewiesen, dass es vielerorts halt eine Frage der (selten) zur Verfügung stehenden Mittel sei.

4. Teamteaching

Zu guter Letzt hat uns der Kurs, der von drei Coaches geleitet wurde, auch gezeigt, wie das Teamteaching im Alltag aussehen kann. Die Lehrer dort gehen nach standardisierten Lehrplänen vor, selbst die Stundeninhalte sind bis ins Detail vorgegeben. Das ermöglicht zwar, dass die Lehrpersonen nach Bedarf ausgetauscht und auch an allen Standorten eingesetzt werden können. Meines Erachtens geht dabei aber ein wichtiger Pfeiler der Didaktik verloren: das Vermitteln eigener Ansichten mit den eigenen Vorstellungen und Prinzipien. Ich kann mir zwar vorstellen, dass diese Ansichten auch in den CYP-Kursen eingebracht werden können. Diesen Beweis müsste zuerst aber jemand erfüllen... Stay tuned!


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